UNAIDS-Bericht 2017: Weltweit weniger AIDS-Tote, regional immer mehr Neuinfektionen
Noch nie seit der Entdeckung des HI-Virus 1983 erhielten so viele Infizierte eine Therapie, wie heute. Auch dadurch gibt es heute weniger AIDS-Tote als noch vor ein paar Jahren. Die Zahl der Neuinfektionen steigt zugleich aber an – in Osteuropa kann von einer dramatischen Entwicklung gesprochen werden.
Global gesehen sind die jüngsten Zahlen der UN-Organisation UNAIDS eine gute Nachricht. Doch sollten diese nicht dazu führen, dass Menschen – egal in welchem Land – das HIV-Risiko unterschätzen. Im Anti-AIDS-Kampf habe sich die Zahl der Toten gemäß UNAIDS seit 2005 auf eine Million (von 1,9 Millionen) pro Jahr halbiert.
Globaler Rückgang von Neuinfektionen und AIDS-Toten
Dieser weltweite Rückgang liegt vor allem daran, dass immer mehr Menschen Zugang zu Medikamenten haben, die den Ausbruch von AIDS hinauszögern. Vor allem Aufklärungs- und Präventionsprogramme, aber auch die erfolgreiche Behandlung anderer Krankheiten, die das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, erhöhen, haben die Zahl der Neuinfektionen insbesondere in vorher stark betroffenen und wenig entwickelten Regionen sinken lassen. Die im globalen Vergleich schon immer niedrige Rate an Neuinfektionen in Deutschland und Europa hat sich dagegen nicht signifikant verändert. Sie stagniert und steigt in gewissen Regionen leicht an. Die Zahl der Neuinfektionen bei Heterosexuellen in Deutschland war im Jahre 2016 allerdings so hoch wie noch nie. Auf Safer Sex zu verzichten ist demnach nach wie vor immer noch sehr riskant. Trotz Fortschritten in der Medikamentenentwicklung bleibt eine HIV-Infektion immer noch unheilbar.
Die Zahl der Infizierten, die behandelt werden, hat einen erneuten Höchststand erreicht: „2016 hatten 19,5 der 36,7 Millionen Menschen mit HIV Zugang zu einer Behandlung“, heißt es im jüngsten UNAIDS-Bericht. Zum ersten Mal werden mehr als die Hälfte aller Infizierten behandelt. Mit HIV-Medikamenten soll eine Vermehrung der Viren im Körper verhindert werden. Der Erreger schlummert dennoch weiter in bestimmten Körperzellen. Bei Absetzung der Medikamente steigt die Virenlast wieder an.
Jedoch infizieren sich weltweit ca. 10 % der Menschen mit resistenten Virusvarianten, so dass diese mit einigen oder vereinzelt sogar allen verfügbaren Medikamenten nicht behandelt werden können, da diese unwirksam sind.
Signifikant mehr Neuinfektionen im Nahen Osten, Osteuropa und Zentralasien
In südlichen und östlichen Teilen Afrikas ist die Zahl der Erkrankungen ebenfalls zurückgegangen. Die Zahl der Neuinfektionen fiel dort seit 2010 um fast 30 Prozent, bei Kindern sogar um mehr als 55 Prozent. Die durchschnittliche Lebenserwartung in diesen Teilen des Afrikas sei aufgrund der Erfolge in der Behandlung von HIV in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich zehn Jahre gestiegen.
Der Nahe Osten, Nordafrika und Osteuropa bis Zentralasien sind Regionen, die vermehrt von Todesfällen betroffen sind. Dort stieg die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2010 um 60 Prozent. Die Zahl der Toten stieg dort um mehr als ein Drittel. In Russland beträgt der Zuwachs sogar 75 Prozent. Viele Menschen dort wüssten nicht um ihre Infektion, heißt es. Im vergangenen Jahr wussten global 70 Prozent der Betroffenen von ihrer Infektion. Etwa drei Viertel von ihnen erhält eine antiretrovirale Therapie, die bei 82 Prozent der Behandelten zu einer signifikanten Reduktion der Virenlast führt.
Weltweit wurden seit Ausbruch der HIV-Epidemie in den 1980er Jahren mehr als 76 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Rund 35 Millionen Menschen starben an den Folgen des Ausbruchs von AIDS.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Die in New York ansässige AIDS-Forschungsstiftung amfAR berichtet, dass 2016 rund 17,8 Millionen Frauen weltweit HIV-positiv waren – das sind 51 Prozent aller Erwachsenen auf der ganzen Welt, die mit dem Virus infiziert sind.
Die weltweite Hauptursache der Übertragung ist ungeschützter heterosexueller Geschlechtsverkehr. „Unter der Annahme mangelnder Präventionsmaßnahmen wie Kondomen oder Medikamenten zur HIV-Prävention haben Frauen ein höheres Risiko, HIV während des vaginalen Geschlechtsverkehrs zu bekommen als Männer.“, sagt Hilda Morales, Ärztin am HIV/AIDS-Zentrum im Montefiore Medical Center.
Quellen:
www.unaids.org
www.aerzteblatt.de
www.womenshealthmag.com
www.rki.de
Bildquelle: © choreograph – envato.com
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